150 Jahre Mannheimer Energien

Städtische Hand und Privatkapital fördern #klimapositive Zukunft von MVV

Das Energieunternehmen MVV blickt in diesem Jahr auf 150 Jahre Energieversorgung in Mannheim und der Region zurück.


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Der 12. Juli 1873 markiert den Beginn der kommunalen Verantwortung für Energie in Mannheim und gilt traditionell als Startpunkt der 150jährigen Geschichte von MVV und ihrer Vorgängerorganisationen. Am 12. Juli 1873 unterzeichnete die Stadt Mannheim den Vertrag zur Übernahme eines zuvor privat finanzierten Produktionswerks für Leuchtgas im Quadrat K 6 und des dazu gehörenden Gasleitungsnetzes. So sicherte die Stadt vor allem die Beleuchtung auf den Straßen und in öffentlichen Gebäuden. Die stark wachsende Nachfrage von Bevölkerung und Industrie führte innerhalb weniger Jahre zu weiteren Übernahmen und dem Neubau von Gaswerken in der Stadt, so zum Beispiel in den Stadtteilen Lindenhof und Luzenberg.

Wasserturm: Wahrzeichen der Stadt und Symbol der Energieversorgung

Der Wasserturm war 1889 nur ein Jahr nach Inbetriebnahme des Käfertaler Wasserwerks als wichtiger Baustein einer zentralen Wasserversorgung in Mannheim eingeweiht worden und wurde schnell zum Wahrzeichen der aufstrebenden Stadt. Die ursprüngliche Aufgabe des Wasserturms als Hochreservoir, mit dem Schwankungen im Wassernetz ausgeglichen wurden, endete vollständig erst 2001. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Wasserturm mit abnehmender Bedeutung nur noch als Notreservoir gedient. Das bis heute im Besitz von MVV befindliche Wahrzeichen der Stadt ist somit zudem Symbol der Geschichte der Energieversorgung in Mannheim und der Veränderung der Stadt durch Energie.

Vorausschauende Planung sorgt für sichere Versorgung mit Trinkwasser

Ausgelegt war das Wasserwerk Käfertal für zunächst 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Vorausschauend wurden aber schon nach Vergleichen mit anderen Städten und schließlich bei der Planung der zentralen Wasserversorgung mit Grundwasser durch den österreichischen Bauingenieur Oskar Smreker 1882 Erweiterungsmöglichkeiten für die doppelte Zahl von Menschen berücksichtigt. 1889 ging nach einem Jahr Betrieb durch Oskar Smreker das Käfertaler Wasserwerk in städtische Hand über. Gas- und Wasserwerk der Stadt wurden unter einer gemeinsamen Direktion vereinigt. Die antizipierten Erweiterungen der Wasserversorgung mussten aufgrund der stark wachsenden Verbraucher- und Verbrauchszahlen schnell realisiert werden: Bei der Eröffnung des Werks gab es etwa 700 Hausanschlüsse in Mannheim, ein Jahr später 1.912 und Ende 1891 bereits 3.105 – mehr als eine Vervierfachung innerhalb von drei Jahren. Auf den weiter steigenden Wasserbedarf durch die Ansiedlung von Industrie und die wachsenden Bevölkerungszahlen Anfang des 20. Jahrhunderts reagierte die Stadt Mannheim mit dem Bau eines zweiten Wasserturms im Stadtteil Luzenberg. Um 1900 hatte Mannheim schon über 140.000 Einwohnerinnen und Einwohner, 1910 waren es fast 194.000. Dazu kam der jährliche Anstieg des Wasserverbrauchs pro Kopf. Notwendig wurden dadurch schnell Erweiterungen des bestehenden Wasserwerks in Käfertal, zudem wurden durch Eingemeindungen (Feudenheim) bzw. die Kommunalisierung bestehender Werke (Rheinau) neue Kapazitäten in das Netz integriert. Bis zum ersten Weltkrieg war die Trinkwasserversorgung in Mannheim durch drei Wasserwerke gesichert. 1914 verzeichnete die Stadt über 10.000 private Wasseranschlüsse und das Rohrnetz umfasste insgesamt knapp 255 Kilometer.

Orientierung an Vorbildern und Integration von Know-how

Das konsequente und vorausschauende Handeln der Stadt beim Auf- und Ausbau der Wasserversorgung Ende des 19. Jahrhunderts steht somit beispielhaft für eine Orientierung an funktionierenden Vorbildern, an der Integration von anerkanntem Knowhow Dritter sowie für umsichtiges und vorausschauendes Handeln.

1906 entstehen die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke (WGE)

Der gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch landespolitische Entscheidungen verursachte und anschließend kommunalpolitisch forcierte Wandel Mannheims von der Handels- zur Industriestadt resultierte 1899 in den Bau eines Elektrizitätswerks im Industriehafen. Durch das Ende des Pachtvertrags mit der Firma BBC und den Übergang dieses Werks in die städtische Hand 1906, entstanden die Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerke (WGE) – eine Organisationsform, die Jahrzehnte später vom Direktor der Werke, Friedrich Schraeder, als „Ausnahme, Vorbild und erstrebenswerte Standardform für vergleichbare großstädtische Betriebe“ bezeichnet wurde.

Wandel zur Industriestadt treibt Elektrifizierung

Abnehmer der neuen Form von Energie waren hauptsächlich die 1900 eingeweihte, elektrisch betriebene Straßenbahn sowie zu geringeren Teilen kleine und mittlere Industriebetriebe. Da Strom in dieser Zeit noch etwa viermal so teuer wie Gas war, wurde die öffentliche Beleuchtung lange Jahre vorzugsweise mit Gas betrieben. Noch 1914 gab es 3.400 Gaslaternen in den Straßen Mannheims, 70 Gas-Vasen am Wasserturm und nur rund 440 elektrische Straßenleuchten. Aus Prestigegründen hingegen wurden zentrale Achsen der Stadt sowie der Wasserturm zum 300jährigen Stadtjubiläum 1907 mit elektrisch betriebenen Glühbirnen ausgestattet und erstrahlten so weithin sichtbar. Die Einrichtung einer städtischen „Zentraluhrenanlage“, die den Bau von elektrisch betriebenen und deshalb sehr genau laufenden Uhren im öffentlichen Raum förderte, sorgte Anfang des 20. Jahrhunderts ebenfalls für besondere Aufmerksamkeit.

OEG als erste gemischtwirtschaftliche Beteiligung

Auch bei der Bedienung der stark wachsenden Nachfrage nach Elektrizität im Laufe des 20. Jahrhunderts handelte die Stadt vorausschauend und agierte zudem früh nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen. So erwarb die Stadt Mannheim bei der Gründung der Oberrheinischen Eisenbahn-Gesellschaft AG (OEG) 1910 mit 51 Prozent erstmals Anteile an einer gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft. Durch die Kooperation mit dem Kapital Dritter gewann die Stadt Einfluss auf die Verkehrs- und die Energiepolitik in der weiteren Region. Zudem konnte so das 1897 errichtete Drehstromkraftwerk in Mannheim-Rheinau das an seine Kapazitätsgrenze kommende Städtische Elektrizitätswerk im Industriehafen entlasten. Ein Verbindungskabel zwischen den beiden Werken wurde 1914 fertiggestellt und das Kraftwerk Rheinau in den folgenden Jahren im Verbund mit anderen Werken zu einem regionalen Elektrizitätsknoten ausgebaut – ein Vorgriff auf die 1921 erfolgende Gründung der Grosskraftwerk Mannheim AG (GKM). An diesem Unternehmen waren bei Gründung die Stadt Mannheim, die Pfalzwerke und das Badenwerk mit jeweils 26 Prozent sowie die Neckar AG mit 22 Prozent beteiligt.

Erzeugung und Verteilung von Strom organisatorisch getrennt

1923 lieferte das am Rhein gelegene Kraftwerk den ersten Strom und versorgte bald die ganze Stadt sowie weite Teile Badens und der Pfalz mit Energie. 1929 wurde das städtische Elektrizitätswerk im Industriehafen stillgelegt. Damit war die organisatorische Trennung von Erzeugung (GKM) und Verteilung (WGE) des Stroms vollzogen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Großkraftwerk neben der Stromerzeugung auch Quelle für eine neue Form der zentralen Wärmeversorgung in Mannheim – Energie, die 1937 erstmals in Form von Dampf für Industriebetriebe verwendet und später als Fernwärme für die Beheizung von Gebäuden genutzt wurde. Das erste mit Fernwärme versorgte öffentliche Gebäude und damit Symbol von Veränderung „durch Energie“ ebenso wie „von Energie“ war 1959 eine bekannte Kultureinrichtung der Stadt: Das Nationaltheater, das nach dem Krieg auf dem Goetheplatz neu erbaut worden war.

Hier weiterlesen: https://www.mvv.de/journalisten/pressemitteilungen/detail/150-jahre-mannheimer-energien-geschichte-von-mvv-anschaulich-erzaehlt

MVV Energie AG